Tu non conosci Tiziano

„Tiziano war unser Bonatti.“ Alle liebten ihn, Männer und Frauen“, schreibt Massimo Marcheggiani, sein Kletterpartner. Tiziano Cantalamessa war allen Berichten zufolge der stärkste Bergsteiger Mittelitaliens, im Vergleich zu Bonatti auch deshalb, weil er wie dieser „der Mann war, der immer zurückkam“. Er hatte einen Vorteil. Alberico Alesi bezeugt: „Wo die anderen erschöpft aufgaben, fing er gerade erst an zu kämpfen.“ Einer der Gründe, warum ich trotz aller Zuneigung, die ich ihm entgegenbrachte, es manchmal vorzog, nicht mit ihm auszugehen, war, dass seine Anwesenheit die Probleme zunichte machte. Dieses Buch feiert jedoch nicht einen weiteren Bergsteiger, sondern erzählt uns von einem Mann, seiner Beziehung zu anderen und seiner Art, sich die Berge vorzustellen, seiner respektlosen, unbeschwerten und fröhlichen Art, das Abenteuer zu leben. „Ich hätte nie etwas über ihn geschrieben, nur weil er stark war“, fährt Marcheggiani fort. „Als Bergsteiger von Kopf bis Fuß war Tiziano ein außergewöhnlicher Kletterpartner für seine Menschlichkeit, Offenheit, Aufrichtigkeit, Freundlichkeit und vor allem überwältigende Freude an der Sache.“ Möglichkeit, etwas so Starkes und Fesselndes wie Bergsteigen auf wahrste Weise zu teilen.“ Er besteigt den Fitz Roy, eröffnet eine Route am Bhagirathi, nur Lawinen drängen ihn von einem Versuch einer Neubesteigung am Rupal des Nanga Parbat nach Italien zurück. Aber als guter Ascolano wählte er das Paretone del Corno Grande als Terrain: Dort eröffnete er seit den frühen 1980er Jahren mehrere neue Routen und knüpfte unglaubliche Verbindungen, konzeptionell zwanzig Jahre voraus. Der Berg hält ihn nicht auf, aber ein banaler Arbeitsunfall im Jahr 1999.