Sopra e sotto le nuvole

Zehn Jahre nach „Der Berg des alten Heinz“ ein neues Buch, ebenso authentisch, originell. Es erzählt von den Momenten und dem Leben eines Mannes, der in seiner Jugend keine Angst vor der Vertikalen, der Leere oder gar dem Abgrund hatte und der heute keine Angst vor der Wahrheit hat – davor, sie zu suchen, sie zu leben – auch wenn er sich dafür darauf verlassen muss mehr auf seine Grenzen als auf die Stärke seiner Erfolge, mehr auf Schwächen, die es zu kommunizieren gilt, als auf Errungenschaften, denen man sich stellen muss. In diesem Buch vermittelt Steinkötter mit einer nicht nur unter Bergsteigern seltenen Bescheidenheit den Lesern die „Weisheiten“, die er vom Leben erhalten hat („über und unter den Wolken“), verheimlicht aber nicht einmal die Enttäuschungen. Er scheint eher in die Fußstapfen von Franziskus, dem Papst, treten zu wollen (aber es gibt auch die Geschichte einer Reise auf der Suche nach Franziskus, dem „armen Mann Gottes“, an die Orte in den umbrischen Bergen, in denen er lebte). wenn er erkennt, dass „wir Sünder sind und nach jedem Sturz aufstehen müssen.“ Wobei das Schlüsselwort in „und“ statt in „aber“ liegt. In der Seele des Menschen gibt es tiefere Schluchten als in den Bergen, aber selbst in ihrem Grund können sie das Licht nicht verbergen, das den Menschen zum Kind Gottes macht. Es sind diese Lichter, die Heinz Steinkötter sucht und die er in der „dritten Phase“ von sein Leben, sagt er. Sie sind die Gipfel neuer Eroberungen. Um sie in den Bergen zu erreichen, muss man von den Wasserfällen aufsteigen und vorsichtig, sehr vorsichtig vorgehen, denn auch im Leben gibt es endgültige, unheilbare Abgründe, und in manchen Geschichten (die letzte, „Tod und Leben“, mit fast tolstoische Aksonanzen …Anna Karenina wirft sich unter den Zug) Steinkötter gibt einen Einblick in sie. Aber der „alte Heinz“ versteht es, mitzuhelfen, genauso wie er es versteht, mit den Händen am Seil für Sicherheit zu sorgen. Er weiß, wie man sich auf das endgültige Schicksal des Lebens verlassen kann. Selbst in einer Niederlage können die Lichter, die jedes Leben in sich trägt, nicht verborgen werden. Und spenden.